
Bettina H. Schwarz
Violinistin
Im Angesicht Gottes - Nur eine Betrachtung
Die Kuppel der Sixtinischen Kapelle im ‚ewigen Rom’ birgt in leuchtend farbigem Gewand als Teil des Ganzen das Bildnis einer Frau mit blonden Locken: die Delphische Sybille von Michelangelo Buonarotti ist eine legendäre Verkünderin der Gotteserwartung, eine Prophetin oder Seherin.
Als Künstler verstand sich Michelangelo als niemand, der etwas ersinnen könne, was nicht im Inneren des Marmors enthalten sei - eine Hand ganz dem Geiste gehorchend, willens das Bild im Steine zu erreichen.
Eine Form als Darstellung von göttlich Geschaffenem, kein Tun von Etwas, sondern die stille Haltung eines vom Auge Erhabenem. Umhüllt von Stein entzieht sich diese Erscheinung -obschon vorhanden- ohne den Künstler der äußeren Umgebung. Ein Geheimnis zu verkündende Seherin mit Schriftrolle, im Angesicht Gottes, den Blick abgewendet - eine Stimme die möglicherweise über die Existenz eines Gottes spricht, den Betrachter in seinem Sinne freigibt - wie der Kosmos eines unbekannten Einklangs zwischen Natur und Höchstem, gleichsam einer Harmonie im Mozartschen Sinne, „die Musik steckt nicht in den Noten, sondern in der Stille dazwischen“ (W.A. Mozart) - die schönen Künste im Angesicht der Natur des Menschen.
(B.H. Schwarz)